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François  Métier (Eigentl. Wilhelm Wagenburger) (*23. März 1902 bis 1972?)

 

Métier wurde 1902 in Würzburg geboren. Über seine Kindheit ist nichts bekannt. Er studierte in den 1920er Jahren Theologie bei Adolf von Harnack in Berlin, las aber nebenher begeistert Schriften zur theoretischen Physik. Anfang der 1930er Jahre flüchtete er vor dem Nationalsozialismus nach Frankreich. Dort lehrte er an einer Privatschule Latein und Griechisch. Doch sein Herz gehörte der Theonomie, einer Kombination aus Mathematik und Theologie. In Anlehnung an Werner Heisenbergs Unschärferelation behauptete Métier, dass man über Gott desto weniger wissen könne, je genauer man über seinen Ort und seine Zeit orientiert sei. Aus diesem Grunde verwarf er die christliche Lehre und wandte sich dem Buddhismus zu. Dieser war nach Métier hinreichend unscharf in Ort und Zeit, um inhaltlich aussagekräftig zu sein. Kurz vor dem Einmarsch der Deutschen in Paris floh Métier nach Marokko, wo er sich als Hafenarbeiter durchschlug. Im Jahr 1962 erschien im Selbstverlag sein Buch, dass Métier als sein Lebenswerk bezeichnete „Die Stimme Hitlers. Gott sprach nicht.“ Darin versuchte er – wiederum in Anlehnung an Heisenberg – zu beweisen, dass das Böse um so schwerer zu erkennen ist, je konkreter es sich ausdrückt. Zu unvermutetem Ruhm gelangte Métier, als Paul Tillich seine Thesen aufgriff und in seinem Buch „Mut zum Sein“ ausführlich diskutierte. Während der Pariser Studentenunruhen von 1968 erklärte sich Métier zum Anarchisten. Seine These lautete: „Je präziser die Macht sich gebärdet, desto ist diffuser sie zu bekämpfen.“ Métier verstarb vermutlich 1972 in Paris. Er gilt als der Theoretiker der „weichen Ziele“ des Terrorismus.

 

Christian Sachse, 2007

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